About: Richard Avedon
Richard Avedon wird gerne in einem Atemzug mit dem Modemagazin Harper’s Bazaar genannt. Der amerikanische Fotograf war stilbildend, in der Modefotografie und in seiner ganz besonderen Betrachtungsart der Menschen. Er war ein schonungsloser Chronist seiner Zeit.
Die High School verließ er als Dichter, heuerte 1942 bei der Handelsmarine an, wo er schon bald mit seiner Rolleiflex, einem Geschenk seines Vaters, Porträts der Mitarbeiter machte. In den späten 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde er Cheffotograf von Harper’s Bazaar. Dort erhob er die Modefotografie zur Kunstform und entfernte sich von der landläufigen Meinung, Models müssten gleichgültig wirken. Endlich.
Heute hat sich die Modefotografie durch Social Media radikal gewandelt. Wurden früher Models wie Cindy Crawford durch Agenturen, klassische Modelarbeit (Runway, Editorials) und Print-Kampagnen berühmt, vermarkten sich jetzt viele Models selbst. So wurde zum Beispiel Kendall Jenner durch „Keeping Up with the Kardashians“ und vor allem durch Instagram (aktueller Stand: ~290 Mio. Follower) bekannt. Ist das nicht der gleiche Wahnsinn, nur auf einer anderen Ebene?
Richard Avedon ist aber viel mehr als ein Modefotograf. Eines seiner besten Bücher, „IN THE AMERICAN WEST“, beschreibt das Leben der Menschen in gottverlassenen Regionen der USA auf eindringliche Weise. Eine Sozialreportage, ein politisches Werk.

Das ist es, was einen guten Fotografen ausmacht. Avedon scheut keinen Aufwand, mit seiner 8 x10 Großformat-Kamera, lichtet er die Menschen ab, die Leben, Leiden, Spirit, Hoffnung, Verletzung, Stolz und Mut des amerikanischen Westens ausdrücken.
Richard Avedon:
Ich stehe neben der Kamera, nicht hinter ihr, einige Zoll links vom Objektiv und in vier Fuß Entfernung vom Modell. Während ich arbeite, muss ich mir die Bilder, die ich mache, vorstellen, da ich, weil ich nicht durch das Objektiv schaue, nie genau sehe, was der Film aufzeichnet, bis der Abzug angefertigt wird. Ich bin nahe genug am Modell, um es berühren zu können, und zwischen uns befindet sich nichts, als das, was geschieht, während wir einander bei der Herstellung des Porträts beobachten. Zu diesem Austausch gehören auch Manipulationen, Unterwerfungen. Man gelangt zu Annahmen, von denen man im gewöhnlichen Leben nur selten ungestraft ausgehen könnte, und handelt nach ihnen.
Ein Fotograf der Kontraste, zum einen die illusionistische Welt der Modefotografie, zum anderen, die Beschäftigung mit politischen Themen. Anfeindungen blieben da nicht aus, ein Erfolg für Avedon. Man weiß, in einer Fotografie gibt es so etwas wie Ungenauigkeit nicht. Alle Fotografien sind genau. Keine von ihnen ist die Wahrheit.


Ich könnte noch viel über Avedon schreiben, was von ihm bleibt ist ein poetischer Hauch, mit einem guten Schuss Ironie und Selbstbewusstsein. Seine Porträts vor einer weißen Fläche haben sich bis heute in unser Gedächtnis gebrannt. Ein Großer seiner Zunft.
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